Bildung Entwicklungsprojekte Partizipation der Lernenden
Partizipation der Lernenden
Partizipation ist ein weitläufiger Begriff und kann als «freiwillige Teilnahme an öffentlichen, für alle Beteiligten offenstehenden Entscheidungsprozessen» verstanden werden (Biedermann, 2006, S. 116). An unserer Schule bedeutet das, dass Lernende, Lehrpersonen und die Schulleitung bei Angelegenheiten mitwirken, welche sie alle betreffen und auf gemeinsame Ziele hinarbeiten. Durch Kooperation nach demokratischen Prinzipien wird die Schule zu dem, was Bildungswissenschaftler eine «embryonale Demokratie» nennen (Quesel & Oser, S. 9) – also die direkte Vorstufe für eine kompetente Teilhabe am demokratischen Gemeinwesen
Durch Partizipation an der Schule erleben sich die Lernenden vermehrt als sozial eingebunden, autonom in Bezug auf die Möglichkeit einer persönlichen Meinungsäusserung und als selbstwirksam, wenn sie gemeinsam an der Entscheidungsfindung mitwirken können – allesamt Faktoren, bei denen eine positive Auswirkung auf die individuelle Motivation und damit letztendlich auf den Lernerfolg nachgewiesen wurde (Deci & Ryan, 2000).
Aus diesem Grund sollen die Schülerinnen und Schüler an unserer Schule verstärkt in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden, wozu wir uns auf den Weg zu einer «Schule mit besonderem Profil» im Bereich «Partizipation der Lernenden» begeben haben. Hierbei handelt es sich um ein von der Dienststelle Volksschulbildung (DVS) initiiertes Förderprogramm, welches auf eine mehrjährige, profil-fokussierte Kooperation zwischen der Schule Rickenbach und dem Kanton Luzern hinausläuft, die bei Erfüllung der verlangten Kriterien nach zwei Jahren mit der Verleihung des entsprechenden Labels gekrönt wird.
Ein wichtiger Pfeiler der Partizipation ist der in Rickenbach sehr aktive Schülerinnen- und Schülerrat, welcher sich aus Delegierten aus jeder Klasse zusammensetzt. Die drei unabhängigen Schülerinnen- und Schülerräte Pfeffikon, Rickenbach Primar und Rickenbach Sek wählen je ein (Co-) Präsidium, welches die Sitzungen leitet und durch die halbjährlich stattfindenden Vollversammlungen führt.
Seit dem Schuljahr 21/22 ist das Präsidium des Schülerinnen- und Schülerrats der Sek auch ein direktes Mitglied der Steuergruppe der Schule, was dem Amt zusätzlichen Gestaltungsspielraum, aber auch eine höhere Verantwortung verleiht.
Die Vorzüge eines Schülerinnen- und Schülerrates sehen wir insbesondere in den folgenden Punkten:
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Der Rat bietet den Lernenden und Klassenräten die Möglichkeit, sich über ihre Klasse hinaus zu äussern, Ideen einzubringen, sich aktiv am Schulleben zu beteiligen und in verschiedenen Bereichen mitzubestimmen.
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Der Rat fördert das vernetzte Arbeiten zwischen Lernenden, Lehrpersonen, Hauswarten, Schulleitung und Schulsozialarbeit.
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Der Rat bestimmt die Kultur an der Schule Rickenbach mit und bietet den Lernenden eine weitere Chance, sich mit ihrer Schule zu identifizieren.
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Der Rat stellt im Sinne einer «embryonalen Demokratie» ein ideales Lern- und Übungsfeld für partnerschaftliche, faire und demokratische Aushandlungsprozesse in Abwägung verschiedener Interessen dar.
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Der Rat fördert die Übernahme von Eigenverantwortung, Fähigkeiten im Kommunizieren von Anliegen und Wünschen und die Mitverantwortung für das Geschehen auf unserem Schulgelände.
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Der Rat hat präventive Wirkung bzgl. Gewalt und Vandalismus: Schülerinnen und Schüler, die Mitsprache- und Mitwirkungsrecht haben, lernen sich konstruktiv für ihre Anliegen einzusetzen.
Quellen
Biedermann, H. (2006). Junge Menschen an der Schwelle politischer Mündigkeit: Partizipation – Patentrezept politischer Identitätsfindung? Münster: Waxmann.
Deci, E.L., & Ryan, R.M. (2000). The “What” and “Why” of goal pursuits: Human needs and the self-determination of behaviour. Psychological Inquiry, 11, 227-268.
Quesel, C., & Oser, F. (2006). Wie viel Einsatz braucht die Demokratie. In C. Quesel (Hrsg.), Die Mühen der Freiheit: Probleme und Chancen der Partizipation von Kin-dern und Jugendlichen (S. 1-16). Zürich: Rüegger.